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VanLife

Reisen mit dem VW Bus
VanLife MCI Tourismus Forschung
VanLife gibt dem verstaubten Camping-Image eine neue jugendliche Note. Philipp Wegerer hat sich im Zuge eines Forschungsprojektes mit den Neo-CamperInnen auseinandergesetzt.

TTR: Philipp, du hast dich mit dem Thema VanLife beschäftigt. Was war der Hintergrund deiner Studie?

Philipp Wegerer: Reisen mit dem Wohnmobil hat ja im europäischen Kontext eine lange Tradition. In den letzten Jahren hat Campingurlaub sein verstaubtes Image abgelegt und durch den Trend VanLife eine völlig neue jugendlich-trendige Note bekommen. Unter VanLife verstehe ich den Trend alte Lieferwägen im Do-it-yourself Modus zu individualisierten Campern zu verwandeln. Mit diesen Bussen werden dann kurze, spontane Wochenendtrips unternommen, oder sie dienen als mobiles Zuhause für längere nomadische Lebensepisoden. Was diesen Trend so spannend macht, ist, dass er ganz eng mit den gesellschaftlichen Makroentwicklungen der Individualisierung und Flexibilisierung verbunden ist. Gerade durch die Überlagerung mit den damit verbundenen Trends wie Entschleunigung, digitalen Nomaden und der Entgrenzung von Arbeit und Freizeit, sehe ich in VanLife einen längerfristigen Trend, der für TouristikerInnen von Relevanz ist. VanLife bietet auch ein interessantes Beispiel, um mehr über die Wünsche, Sehnsüchte und Bedürfnisse einer neuen Generation an TouristInnen zu erfahren.

TTR: Was sind die Kernergebnisse der Studie?

Philipp Wegerer: In dieser Studie haben wir VanLife aus einer soziologischen Perspektive betrachtet und uns für die Konsumpraktiken von Camper Van BesitzerInnen interessiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Camper Van BesitzerInnen einen sehr starken Bezug zu ihren Gefährten entwickeln. Dieser starke Objektbezug entwickelt sich durch verschiedenste Personalisierungs-, und Modifizierungspraktiken. Gerade in diesem Bereich hat sich auf diversen Social Media Kanälen und rund um eine relativ kleine Gruppe von InfluencerInnen eine Community entwickelt, die sicher stilprägend für diesen Trend ist. Interessant zu beobachten war auch, dass die Camper Vans oft von ihren BesitzerInnen personifiziert werden. Viele Busse hatten einen Spitznamen und wurden mit speziellen Charaktereigenschaften wie gutmütig, zickig, stark und fragil beschrieben.

Wenn wir zum Bereich Reisen kommen war das Gefühl von Freiheit und Abenteuer das zentrale Thema. Trips mit dem Van sind oft sehr spontan und nur rudimentär geplant. Untersucht man den Ablauf, bestehen sie allerdings aus einer Vielzahl an hoch routinisierten Praktiken und strukturierenden Elementen. Zentral hierbei ist die Suche nach dem perfekten Spot für die Nacht, das Kochen im Bus oder das Entspannen mit dem Bus in der Natur. Oft ist der Camper Van Lifestyle mit anderen Outdoor-orientierten Sportarten wie Klettern, Mountainbiken, Bergsteigen oder Kajakfahren verbunden. Spannend war, dass Themen wie Komfort nur eine untergeordnete Rolle spielen, wichtiger waren Motive wie Abenteuer, Spontanität, Natur und Abenteuer, aber auch Entschleunigung. Speziell BesitzerInnen von alten VW Bussen beschrieben das intensive Gefühl der Entschleunigung und Entspannung, das sie durch das Fahren ihres Oldtimer Busses verspüren.

TTR: Wie können Tiroler TouristikerInnen diesen Trend aufgreifen?

Philipp Wegerer: Ich denke es macht Sinn das Thema VanLife aus zwei Perspektiven zu betrachten. Zum einen ist es als Trend an sich interessant, zum anderen können wir hier viel über die Wünsche, Bedürfnisse und Ästhetik einer neuen Generation von Reisenden lernen. TouristikerInnen würde ich empfehlen, VanLife nicht als Wohnmobil Urlaub im neuem Gewand, sondern als eine neue Zielgruppe mit eigenen Wünschen und Bedürfnissen zu begreifen. Hier sehe ich noch viel Potenzial für neue Geschäftsideen. Generell kann man von diesem Trend viel zum Thema Wertewandel in unserer Gesellschaft ablesen. VanLife ist eine geradezu exemplarische Ausprägung der Singularisierung unseres Arbeits-, Lebens-, und Reisestils. Luxus ist hier weniger eine materielle Kategorie, sondern definiert sich als eine authentische, singularisierte und entschleunigende Reiseerfahrung. 

 

Titelbild by Kevin Schmid on Unsplash

Phd. Philipp Wegerer

Forschungsschwerpunkt
Brand Management, Consumer Research, Authentizität im Tourismus, Digitalisierung
Position bzw. Aufgabe
Wissenschaftliche Assistenz & Projektmanagement