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Urlaub am Bauernhof

Eine lange Erfolgsgeschichte
Urlaub am Bauernhof Tirol
Klaus Loukota erzählt über die Entstehung von Urlaub am Bauernhof in Tirol, Erfolge sowie die zukünftige Entwicklung.

TTR: Wie kam es zur Gründung von Urlaub am Bauernhof (UaB) in Tirol?

Klaus Loukota: Der bäuerliche Tourismus wurde schon Ende der 1950-er Jahre in einem Konzept der Landeslandwirtschaftskammer (LK) Tirol als wichtige zusätzliche Einkommensquelle beschrieben – übrigens könnte dieses Konzept, versehen mit einem zeitgemäßen Wording, noch heute problemlos verwendet werden, da die Werte des Urlaubs am Bauernhof – die Bäuerlichkeit in all seinen Facetten – immer als Kern des Produktes formuliert wurden. Im Jahr 1972 gründete die LK Steiermark, im Jahr 1981 die Oberösterreichische LK die ersten Landesorganisationen – die Gründung der Tiroler Organisation folgte im Jahr 1984 unter intensiver Mithilfe des damaligen Direktors der LK Tirol Dr. Franz Fischler (in der Folge Landwirtschaftsminister und EU-Kommissar für Landwirtschaft); erste Geschäftsführerin war die Leiterin der Bildungsabteilung in der LK Tirol Dr. Maria Hauser. Die Struktur wurde sehr föderalistisch konzipiert – in Tirol gründeten sich 8 Bezirksorganisationen, welche Mitglied bei der Landesorganisation waren (und noch immer sind). Damit ist eine intensive ‚Betriebsnähe‘, welche in vielen Bereichen sehr vorteilhaft ist, gewährleistet.

Die drei Landesorganisationen setzen sich intensiv für die Gründung einer Bundesorganisation und der verbleibenden Landesorganisationen – seit Beginn der 1990-er Jahre bestehen somit in allen Bundesländern Landesorganisationen und die Bundesorganisation mit Sitz in Salzburg.

TTR: Inwiefern hat sich die Zielsetzung über die Jahre verändert?

Klaus Loukota: In den Statuten von UaB Tirol ist verankert, dass die Unterstützung der Bäuerinnen und Bauern im Vermietungsbereich oberste Zielsetzung ist – diese Zielsetzung hat sich im Laufe der Jahre nicht geändert; es sind zusätzliche Ziele Richtung Marktbearbeitung und Gästebetreuung dazu gekommen. Wir haben uns von einer reinen Mitgliederorganisation hin zu einer ganzheitlichen Serviceorganisation entwickelt. Stand ursprünglich die Präsentation des Angebotes nach ‚Außen‘ und eine ‚standardisierte Angebotsgestaltung‘ – beispielhaft sei hier die einheitliche Gestaltung eines bäuerlichen Frühstücks für die UaB-Anbieter erwähnt – im Zentrum der Unterstützung, werden heute individuelle Stärken auf den Bauernhöfen forciert. Dies bedingt natürlich eine versierte Beratung. Aktuell fußt unsere Tätigkeit auf vier starken Säulen:

  • Marketing,
  • Qualitätssicherung,
  • Mitgliederservicierung und
  • Lobbying.

Das Marketing in all seinen bekannten Ausprägungen wird für die wichtigsten Märkte bundesweit einheitlich gemacht; die Tiroler Organisation bearbeitet zusätzlich die Märkte Italien (in einer Kooperation mit der Tirol Werbung) und Spanien (in enger Zusammenarbeit mit der Österreich Werbung).
Auch die Qualitätssicherung erfolgt über österreichweit einheitliche Kriterien – die UaB-Betriebe werden im 5-Jahres-Rhythmus nach diesen einheitliche Kriterien geprüft.
Am stärksten gewandelt hat sich über die Jahre der Bereich der Servicierung; die vielfältigen Änderungen, speziell im Online-Bereich, erfordern stetige Veränderungs- und Lernbereitschaft – die Bäuerinnen und Bauern erfahren in diesen Segmenten ganz wesentliche Unterstützung durch die MitarbeiterInnen von UaB Tirol.

Die Präsenz in der Politik, in landwirtschaftlichen und touristischen Gremien erweist sich vielfältig als sehr wichtig; beispielsweise werden gesetzliche Änderungen beeinflusst, Förderungskriterien mitgestaltet und durch entsprechende Multiplikatoren sowohl im landwirtschaftlichen, als auch im touristischen Bereich Entwicklungen mitgesteuert und beeinflusst.

TTR: Welche Erfolge kann UaB vorzeigen?

Klaus Loukota: Viele – das klingt überheblich, ist aber so! Urlaub am Bauernhof ist wirklich eine Erfolgsstory – mit einer Jahresauslastung von ca. 145 Vollbelegtagen (im Tourismusjahr 2019 – vor der Pandemie) und einem durchschnittlichen Übernachtungspreis von € 38,- wird ein sehr hoher Beitrag zum Erhalt vieler landwirtschaftlicher Betriebe geleistet. Die Erfolgsliste über die Jahre ist lang und sprengt den Rahmen dieses Interviews – exemplarisch sei hier die Entwicklung im Online-Buchungsbereich herausgenommen; schon vor exakt 20 Jahren wurde auf einem UaB-Betrieb eine Ferienwohnung online gebucht.

TTR: Wohin soll die Reise in den nächsten Jahren gehen?

Klaus Loukota: Die größten aktuellen Herausforderungen sind die Bewältigung der Corona-Krise und gelebte Nachhaltigkeit auf den Betrieben zu lancieren. Die Kulinarik in die Angebotsgestaltung vermehrt einzubauen – im Gegensatz zu den ‚Wein-Bundesländern‘ ist es uns noch nicht gelungen die so typisch bäuerlichen kulinarischen Bereiche wie Schnaps, Speck und die ‚weiße und gelbe Produktpalette‘ (Käse, Milch, Joghurt, …) entsprechend zu vermarkten. Dies ist ein weiteres anzustrebendes Ziel. Auch die Wirtschaftlichkeit auf den Betrieben weiter zu steigern ist ein wichtiges Anliegen für die nahe Zukunft. Zu verändern gilt es auch die rechtlichen Rahmenbedingungen – die gelebte ‚Vermietungs-Realität‘ hat sich an den Gesetzen vorbei entwickelt; diese gilt es an zeitgemäße Erfordernisse anzupassen.

Klaus Loukota Urlaub am Bauernhof Tirol

Klaus Loukota, Geschäftsführer Urlaub am Bauernhof Tirol

Klaus Loukota ist seit 1996 Geschäftsführer von Urlaub am Bauernhof Tirol und Tourismusreferent der Landwirtschaftskammer Tirol. Zuvor war es jeweils 8 Jahre als Geschäftsführer der Tourismusverbände Jerzens und Tarrenz tätig.

 

Fotonachweis: Urlaub am Bauernhof

Datum: 07.01.2022