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Tourismusgesinnung der Tiroler Bevölkerung

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Mittels Online-Fragebogen befragte Elias Horngacher 398 Personen aus der Tiroler Bevölkerung zu ihrer Einstellung gegenüber dem Tourismus.

TTR: Was ist Tourismusgesinnung?

Elias Horngacher: Die Tourismusgesinnung beschreibt die allgemeine Einstellung und Wahrnehmung der lokalen Bevölkerung gegenüber dem Tourismus und dessen Auswirkungen. Sie umfasst wirtschaftliche, ökologische und sozio-kulturelle Dimensionen. Einflussfaktoren sind u. a. wahrgenommene Vorteile, soziale Interaktionen und persönlicher Nutzen. Im Unterschied zum Tourismusbewusstsein (Wissen über Tourismus) und Gastfreundschaft (Beziehung zu Gästen) reflektiert die Tourismusgesinnung die Gesamthaltung der Einheimischen. Sie ist entscheidend für die Akzeptanz und nachhaltige Entwicklung des Tourismus.

TTR: Wieso ist das Thema für die Tiroler Tourismuswirtschaft relevant?

Elias Horngacher: Das Thema der Masterarbeit ist für die Tiroler Tourismuswirtschaft besonders relevant, da der Tourismus in Tirol eine bedeutende wirtschaftliche Rolle spielt und gleichzeitig tief in die soziale und ökologische Struktur der Region eingreift. Der Tourismus trägt in Tirol 17,5% zum Bruttoinlandsprodukt bei und stellt für die Tiroler Bevölkerung sowohl Chancen als auch Herausforderungen dar. Da die Einheimischen und Tourist:innen oft dieselben Räume teilen, entsteht ein enges Nebeneinander von Lebens- und Urlaubsraum. In einem solchen Umfeld ist das gegenseitige Verständnis und die Akzeptanz des Tourismus essenziell, um ein nachhaltiges Miteinander zu gewährleisten.

TTR: Was sind die Kernergebnisse Ihrer Arbeit und welche Bedeutung haben diese für touristische Destinationen und Betriebe?

Elias Horngacher: Von den Befragten haben 34,9% eine positive und 39,7% eine eher positive Einstellung zum Tourismus. Eine neutrale Haltung nehmen 17,2% ein, während 7,9% eher negativ eingestellt sind und nur 0,3% eine eindeutig negative Haltung zeigen. Insgesamt bedeutet dies, dass über 90 % der Tiroler Bevölkerung dem Tourismus zumindest nicht negativ gegenüberstehen, wobei etwa drei Viertel der Befragten eine positive oder eher positive Einstellung aufweisen.

Die Analyse der Hypothesen zeigt, dass wirtschaftliche Vorteile des Tourismus einen deutlichen positiven Einfluss auf die Einstellung der Bevölkerung zum Tourismus haben. Positive sozio-kulturelle und ökologische Auswirkungen weisen ebenfalls einen signifikanten Einfluss auf. Wobei jeweils die positiven Effekte stärker gewichtet werden als die negativen, daher ergibt sich auch hier ein positiver Einfluss auf die Tourismusgesinnung. Weitere wichtige Faktoren, welche die Einstellung beeinflussen, sind wahrgenommene Tourismusentwicklungsmaßnahmen, die Qualität der sozialen Interaktionen zwischen Einheimischen und Reisenden und ob der oder die Befragte einen persönlichen Nutzen aus dem Tourismus zieht. Auch wenn 80% der Befragten angeben zumindest stark mit dem Wohnort verbunden zu sein, hat die emotionale Bindung an den Wohnort keinen erkennbaren Einfluss auf die Tourismusgesinnung.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass touristische Destinationen und Betriebe in Tirol durchaus von der insgesamt positiven Einstellung der Bevölkerung profitieren können. Für Betriebe kann es entscheidend sein, die Qualität der sozialen Interaktionen zwischen Einheimischen und Gästen zu fördern, da respektvolle und angenehme Begegnungen die Tourismusgesinnung positiv beeinflussen. Maßnahmen zur Verbesserung des Gästeerlebnisses sollten daher auch den Respekt und die Rücksichtnahme auf die lokale Bevölkerung berücksichtigen. Da persönlicher Nutzen aus dem Tourismus eine weitere Schlüsselrolle spielt, könnten Betriebe und Destinationen von einer stärkeren Einbindung der Einheimischen in touristische Angebote profitieren, beispielsweise durch Incentives, Veranstaltungen oder direkte Beteiligung an Projekten.

TTR: Welche Limitationen hat Ihre Studie?

Elias Horngacher: Die Generalisierbarkeit und Aussagekraft der Ergebnisse sind eingeschränkt. Die ungleiche Geschlechter- und Altersverteilung sowie die starke geografische Konzentration auf den Bezirk Kitzbühel führen zu einer limitierten Repräsentativität der Stichprobe für das gesamte Land Tirol. 

Elias Horngacher

Elias Horngacher, MA

Elias Horngacher, geboren im Tiroler Unterland im malerischen Ort St. Ulrich am Pillersee, entdeckte früh seine Leidenschaft für den Tourismus. Für sein Bachelor Studium „Tourismus- & Freizeitwirtschaft“ am MCI zog er 2019 nach Innsbruck. Er setzte sein Studium mit dem Master in „Strategisches Management & Tourismus“ ein weiteres mal am MCI fort. Parallel zum Studium arbeitete Elias bei der Bank für Tirol und Vorarlberg (BTV) in Innsbruck als Co-Betreuer im Private Banking.

Betreuung Masterarbeit: Dr. Frieda Raich

Elias Horngacher auf LinkedIn und sein E-Portfolio

Titelbild: TVB Osttirol (Tirol Werbung)

Datum: 10.12.2024