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Trendmonitor ITB 2018

Die neuesten Trends und Entwicklungen von der größten Tourismusmesse der Welt
ITB Berlin 2018 Flags
Die Themenschwerpunkte der diesjährigen ITB waren Overtourism, Digitalisierung & Revolution des Reisens

Die ITB als größte Tourismusmesse der Welt gilt jedes Jahr als Trendbarometer für die Tourismusbranche. Die diesjährigen Themenschwerpunkte lauteten Overtourism, Digitalisierung & Revolution des Reisens.

Overtourism: Auf der ITB wurde viel über Maßnahmen diskutiert, um den Auswirkungen von Massentourismus entgegenzuwirken.

Intelligenter Urlaub: Digitalisierung, künstliche Intelligenz und disruptive Modelle wie Airbnb verändern das Urlaubsverhalten massiv. Chatbots, virtuelle Sprachassistenten und smarte Hotels werden zum Freizeitalltag.

Mobilität: Der weltweite Boom der Reiseindustrie bringt das Thema Mobilität immer stärker ins Bewusstsein von Urlaubern. 2017 verreisten weltweit 1,32 Milliarden Touristen. Nachhaltige Formen von Urlaub und Mobilität liegen daher im Trend. Passend dazu wurden auf der ITB innovative Verkehrslösungen der Zukunft präsentiert, um Umweltverschmutzung, Lärm und Staus einzudämmen. Präsentiert wurden etwa autonome Autos, Drohnentaxis oder die Hyperloop-Technologie – eine Art Rohrpost, mit der Menschen in Schallgeschwindigkeit durch Vakuumtunnels transportiert werden.

Neuer Luxus: Mit zweistelligen Wachstumsraten steigt der Anteil hochpreisiger Reisen. Dabei löst immaterieller Luxus opulenten Überfluss und Statusdenken ab. Werte wie Selbstfindung, persönliche Erlebnisse, Authentizität und Zeit treten für immer mehr Konsumenten bei ihren Reisen in den Vordergrund.

 

„Croatia – full of life“ - Großes Thema auf der ITB war „Overtourism“


Overtourism

„Overtourism“ stand im Mittelpunkt einiger Präsentationen am ITB-Kongress. 

Die deutsche Reiseanalyse meint zu Overtourism: 1/3 der Touristen möchte gerne an belebte Orte fahren, ein weiteres Drittel möchte im Urlaub lieber Ruhe. Nur 9% der Touristen fühlen sich in ihrem Urlaub von überlaufenen Orten gestört.

IPK hat 2017 eine Studie gemacht mit 29.000 befragten Reisenden und daraus folgte: 25% aller Touristen meinen, dass ihre Destination overcrowded war. Interessant das Detail „Ski resorts are the most crowded tourism locations.“

Probleme von Overcrowding:

  • Beeinträchtigung der lokalen Community
  • Beeinträchtigung des Gästeerlebnis
  • Overloaded Infrastruktur
  • Beschädigung der Natur
  • Gefährdung von Denkmälern (cultural heritage)

Ursachen für Overtourism ist das Wachstum bei Angebot und Nachfrage.

Das McKinsey-Modell sagt, dass die Top 10 Destinationen bis 2020 auch noch stärker wachsen werden als andere Destinationen.

Lösungsansätze benötigen laut IPK langfristiger Planungen. DMOs, Communities, Öffentliche Hand und Private müssen zusammenarbeiten.

Empfehlungen: 1. Das Produkt diversifizieren, weg vom Mainstream. 2. Besucher ermutigen, auch andere Orte und zu anderen Zeiten zu erleben.

Mögliche Lösungsansätze:

  • Besucher verteilen, übers Jahr und über Orte
  • Off the beaten track: Hauptattraktionen durch neue Wege und durch gutes Guiding entlasten.
  • Unterkünfte regulieren (home sharing)
  • Angebot limitieren durch Beschränkung und über Preise: Zugang zu Sehenswürdigkeiten und/oder Aktivitäten einschränken bzw. verteuern
  • Preise anpassen an Anfrage
     

Intelligenter Urlaub


Booking.com - Aussagen von CEO Gillian Tans

Priceline (Mutter) wurde umbenannt in booking Holding. Kayak hat momondo gekauft. Markenvorstand bei booking ist ein Data Analyst (!). Künstliche Intelligenz (AI) und Big Data sind bei ihnen schon lange Alltag. Expansion wird weitergehen. Ihr Geschäftsmodell sei „Vertrieb, der funktioniert“. Hat Verständnis dafür, dass Anbieter Direktbuchungen forcieren – der Mix macht den Erfolg. Sie beschäftigen 2000 Produktentwickler und 1500 Programmierer.

Airbnb als definierter Mitbewerber, daher versucht Booking auch im Bereich von Appartements ein größeres Angebot aufzubauen, um auch in diesem Segment konkurrenzfähig zu sein. Zielsetzung: Bestmögliche Auswahl über alle Unterkunftskategorien. Neben Online-Marketing setzt Booking auch auf klassische Marketingkanäle wie z.B. TV-Werbung. Wichtig dabei: unmittelbare Erfolgsmessung (d.h. Steigerung der Zugriffszahlen auf Booking.com,…). Neue Wege in der Kommunikation: User generated Content (Bsp. Video „One Mission“: Urlaubsvideos der Booking Mitarbeiter).

Booking-CEO Gillian Tans (links) © 2018 Messe Berlin

 

Testing: Design bedeutet für booking Tests machen. Alle ihre Plattformen werden laufend und intensiv A/B-getestet. Sie unterscheidet Tests für „new developing“ und für das Kerngeschäft („core optimization“).

Customer first: CEO Gillian Tans betont stark, dass bei ihnen der Kunde immer im Mittelpunkt ihrer Entscheidungen steht. #customerfirst

AI: AI wird bei ihnen eingesetzt: in personalisierter Website für den Kunden, fürs Anbieter-Extranet (macht Vorschläge für Kontingente), für Bilderkennung und für Übersetzungen.

Payment: Mehr Möglichkeiten für den Kunden zu bezahlen bedeutet mehr Umsatz. Beispiel: Alipay wird in Finnland akzeptiert, seitdem höhere Buchungsrate von chinesischen Gästen. Bitcoin aktuell kein großes Thema.

Stammkunden vs. neue Kunden: Booking liefert lt. Gillian Tans vor allem neue Kunden, die die Betriebe sonst nicht erreichen würden. Es liegt in der Hand des Betriebes, diese dann zu Stammkunden zu machen. 

 

AI/Big Data 4 Travel

"If you're working with data you are familiar with, you won't see the patterns. You need algorithms!" – Damit ist gemeint, dass wir bei uns bekannten Daten voreingenommen sind. Algorithmen bzw. künstliche Intelligenz können hier viel besser Muster erkennen als Menschen.

Buchtipp: „The Signal and the Noise: The Art and Science of Prediction“ von Nate Silver. Auf deutsch: „Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen“

Zalando ersetzt bis zu 250 Marketer am Standort Berlin durch Künstliche Intelligenz. Aufgaben wie das Verschicken von Werbe-E-Mails sollen in Zukunft verstärkt von Algorithmen oder Künstlicher Intelligenz anstatt von Menschen übernommen werden.

Entscheidend beim Einsatz von AI ist allerdings immer die Frage welches Ziel sich hinter einem Lead befindet. Im Bereich (Konsumgüter-)Sales wird AI zunehmend „intelligenter“ und abschlussstärker, der tatsächliche Kauf (Bsp. Zalando) kann damit optimiert werden. Emotionen, Gefühle lassen sich aktuell über AI-APIs (noch) nicht authentisch umsetzen.

Andreas Bitterer von SAP zeigt den Autopiloten von Tesla. Dieser lernt beim Fahren dazu, d.h. je weiter er fährt, umso besser wird er. (Stichwort: machine learning)
Frage ans (Tourismus-)Auditorium: „Wird ihr Produkt auch von selbst besser?“

AI wird zwar Jobs kosten, aber auch welche schaffen. AI wird in Zukunft die langweiligen, monotonen Aufgaben erledigen. Beispiel für den Tourismus: Wie lautet das WLAN Passwort?

Er empfiehlt einen Design thinking-Workshop, um zu sehen: Was passt für mich? Welche Probleme?

Noreen Henry, Wayblazer: „AI is the new user interface.“ - Sie sieht die natürliche Sprache als neue Schnittstelle zum Benutzer. Weitere AI-Einsatzmöglichkeiten: Chatbots, Advertising, Gesichtserkennung/Ticketing, Übersetzungen, Big data-Analysen mit der Verknüpfung von Unternehmensdaten mit öffentlichen und Industriedaten.

Eine der möglichen Anwendungen von AI:
Der Gast fotografiert ein fremdsprachiges Schild, das Handy zeigt es übersetzt an
 

Blockchain im Tourismus

Als mögliche Anwendungen von Blockchain wurden genannt:

  • Neue Payment-Systeme (mit Cryptowährungen)
  • smart contracting
  • Identitätsmanagement
  • Nachverfolgbare supply chain
  • file storage & data management
  • land title registration
  • internet of things
  • Elimination von Mittelsmännern und Plattformen

Für Tourismus eventuell auch in Loyalty Point Management anwendbar.

 

Rethinking the DMO

Doug Lansky stellt ein paar provokante Thesen zur DMO der Zukunft in den Raum.

1. Do DMOs need a website? Nein. Den Job erledigen längst andere. Allerdings ja für MICE.
2. Wieviel % der Wertschöpfung bleibt in der Destination? Er rechnet vor, z.B. gutes Ergebnis bei Airbnb. Wichtig: die richtigen Daten als Grundlage nehmen.
3. Die Betriebe ermöglichen, guten Service zu bieten. Anm.: Entspricht unserem Vermietercoach.
4. Produktentwicklung. Beispiel Eishotel, hat den Schweden gute Publicity gebracht.
5. City planning: die Interessen des Tourismus bei Eingriffen in Natur und Kulturlandschaft vertreten. Müll sammeln, Beispiel Island beautification task force.
6. Visitor centres: teure Tourismusbüros sind out. Besser pop-up-Infos anbieten, da wo die Gäste sich aufhalten.
7. Zu Overtourism hat er einen klaren Lösungsansatz: Gästezahlen müssen runter, aber Preise und Wertschöpfung nach oben.
8. Profilierung und digitale Integration: Nischenmarken werden gewinnen. Finde deine Nische und besetze sie!

Doug Lansky Keynote Reviews

Doug Lansky empfiehlt Pop-Up-Infos in der Destination -
dort, wo die Gäste sind statt teurer Infobüros


Die Österreich Werbung hat zum Vortrag von Doug Lansky auf der ITB 2018 einen interessanten Blogbeitrag verfasst.

 

Mobilität

Überall auf der ITB waren Mobilitätsangebote zu sehen. Ein Schwerpunkt waren urbane Bikeverleihsysteme. Ein zweiter Schwerpunkt waren Anbieter für vernetzte Systeme, alle mit digitalen Lösungen für Buchung und Payment.

 Die „Deutsche Bahn Connect“ bietet etwa Bahn, Mietauto und eBikes gemeinsam im Paket an und vertreibt das dann über Lidl.

 

links: verknüpfte Mobilitätslösungen der DB, rechts: Bikeverleih in Berlin

 

Neuer Luxus

Luxus wird neu definiert. Es geht um ‚Erfahrung‘ und ‚Einzigartigkeit‘. Bei Airbbnb haben Unique-Unterkünfte die höchste Nachfrage und Popularität. 2022 werden 2/3 der Luxus-Urlaube ‚experience-based‘ sein. Airbnb hat darauf reagiert und eine neue Marke eingeführt: „Airbnb Plus“: Fokus auf besondere Häuser, Unterkünfte, mit speziellem Design, qualitätsgesichert und mit Premium-Support. Neu sind auch buchbare Erlebnisse und dazu gibt es die Marke „Beyond by Airbnb“.

Immaterieller Luxus löst opulenten Überfluss und Statusdenken ab. Werte wie Selbstfindung, persönliche Erlebnisse, Authentizität und Zeit treten für immer mehr Konsumenten in den Vordergrund. Laut Josef Margreiter, GF Tirol Werbung, ist dieser gesellschaftliche Wertewandel eine Chance für Tirol, um Qualität und Wertschöpfung zu forcieren. Denn Tirol kann hier mit seinem hochwertigen Angebot, erstklassiger Freizeitinfrastruktur, unvergleichlicher Berglandschaft und alpiner Lebenskultur punkten.

 

Der neue Luxus in Tirol

Luxus bedeutet heute Authentizität, Zeit, Einzigartigkeit- eine Chance für das Urlaubsland Tirol

Fazit

  • Overtourism: 10% der Touristen stören überlaufene Orte. „Overcrowding“ trifft auch Einheimische. Wichtig erscheint rechtzeitiges Erkennen und Einleiten von Gegenmaßnahmen.
  • Der globale Ausblick auf den Reisemarkt ist sehr positiv. Auch der deutsche Quellmarkt wächst 2018.
  • Daten statt Websites zu bewirtschaften ist ein starker Trend in der Branche. Künstliche Intelligenz (AI) hilft in der Datenanalyse und -verarbeitung.
  • Onlineplattformen (OTAs) wie booking.com, Expedia und Airbnb mit dynamischer Entwicklung. Größte Konkurrenz für sie sind Tech-Konzerne wie Google, Apple und Amazon. Für „Kleine“ ist es schwierig hier mitzuhalten.
  • Die Digitalisierung ermöglicht intelligente Mobilitätslösungen in der Destination.

 

 

DI Christian Klingler

Tirol Werbung - Tourismus Netzwerk

+43.512.5320-250

christian.klingler@tirolwerbung.at

MMag. Ingrid Schneider

Tirol Werbung - Leitung Programm urlaub.tirol und Themenmanagement

+43.512.5320-620

ingrid.schneider@tirolwerbung.at

 

 

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