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Nachhaltigkeit beim Namen nennen

Grüne Kommunikation von Skigebieten
Foto von Alessio Soggetti auf Unsplash
Eine aktuelle Studie der Universität St. Gallen und Fachhochschule Graubünden beschäftigt sich mit der Frage, ob und wie Skigebiete ihre Nachhaltigkeitsbestrebungen kommunizieren sollen.

TTR: Wieso müssen sich Skigebiete zukünftig stärker mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Kommunikation beschäftigen? 

Florian Gasser & Mauro Gotsch: Da der Skitourismus besonders anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels ist, ist es für Skigebiete unabdingbar dem Thema Nachhaltigkeit zukünftig mehr Platz in der Kommunikation zuzugestehen. Die schwindende Schneedecke, veränderte Wetterbedingungen und die Sensibilität der Öffentlichkeit für Umweltfragen erfordern eine ehrliche Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit. Gäste erwarten, dass Skigebiete ihre Umweltauswirkungen reduzieren und trotzdem ehrlich über ihren ökologischen Fußabdruck sprechen können. Eine transparente und authentische Kommunikation über diese Bemühungen ist daher entscheidend, um das Vertrauen der Gäste zu stärken und ihre Loyalität zu gewinnen.

TTR: Was ist der Unterschied zwischen Greenwashing und Greenhushing? 

Florian Gasser & Mauro Gotsch: Der Unterschied zwischen Greenwashing und Greenhushing liegt in der Kommunikation und tatsächlichen Umsetzung von Nachhaltigkeitsbemühungen. Greenwashing bezeichnet das Vortäuschen von Nachhaltigkeit, bei dem Skigebiete ihre Umweltpraktiken übertrieben oder irreführend darstellen, um ein positives Image zu erzeugen, ohne tatsächlich substanzielle Maßnahmen zu ergreifen. Greenhushing hingegen bezieht sich darauf, dass Skigebiete ihre Nachhaltigkeitsbemühungen verschweigen oder nicht ausreichend kommunizieren, oft aus Sorge vor negativen Reaktionen der Kundschaft oder der Presse. Zudem möchte man seine Kundschaft nicht indirekt für ihr etwaiges eigenes nicht nachhaltiges Verhalten rügen.

TTR: Wen habt ihr in eurer Studie befragt und was sind die wichtigsten Erkenntnisse?

Florian Gasser & Mauro Gotsch: In der Studie wurden 434 Wintertourist:innen aus dem deutschsprachigen Alpenraum befragt. Die wichtigsten Erkenntnisse zeigten, dass eine nachhaltigkeitsorientierte Kommunikation, welche Gäste direkt einbezieht, ihre psychologische Distanz zum Thema Nachhaltigkeit reduziert und ihr nachhaltiges Verhalten fördert. Gäste reagieren positiver auf eine transparente und authentische Kommunikation von Nachhaltigkeitsbemühungen seitens der Skigebiete. Diese direkte Einbeziehung der Gäste in die Kommunikation kann sich positiv auf die Markenwahrnehmung und Besuchsabsichten der Gäste auswirken.

TTR: Was bedeutet dies nun konkret für die Tourist:innen?

Florian Gasser & Mauro Gotsch: Für Tourist:innen bedeutet dies konkret, dass sie Destinationen in der Entwicklung von effektiven Nachhaltigkeitspraktiken auch unterstützen können. Die meisten Hotels, Bergbahnen und Destinationen verfügen über Empfehlungen und Angebote für grüneres Verhalten, welche aber teilweise aus Angst vor Kritik oft nicht an die große Glocke gehängt oder schnell wieder eingestellt werden. Dazu gehört beispielsweise die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln anstelle von privaten Autos, die Unterstützung von umweltfreundlichen Praktiken vor Ort und die bewusste Auswahl von nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen. Letztendlich können Tourist:innen durch ihre Unterstützung von nachhaltigen Skigebieten dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck des Skitourismus zu reduzieren und die natürliche Umgebung für zukünftige Generationen zu bewahren.

Gasser und Gotsch

Florian Gasser, Universität St. Gallen & Mauro Gotsch, Fachhochschule Graubünden

Dr. Florian Gasser ist der Program-Manager des Master in Marketing Management und Dozent an der Universität St. Gallen. Zusätzlich ist er externer Dozent an der Freien Universität Bozen. Seine Forschung fokussiert sich rund um das Kundenverhalten in Bereichen von sozialen Medien, der Nachhaltigkeit und Tourismusentscheidungen, als auch den technologischen Entwicklungen, wie AI und Robotik und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft. Zudem ist er Preisträger des DGT-ITB-Wissenschaftspreis 2024. 

Dr. Mauro Gotsch ist Forscher und Dozent am Institut für Tourismus und Freizeit (ITF) an der Fachhochschule Graubünden. Seine Forschungs- und Industriekooperationen konzentrieren sich auf Datenstrategien und andere Herausforderungen der digitalen Transformation in der Tourismusbranche. Zudem unterrichtet er Konsumentenverhalten und Forschungsmethoden an der Fachhochschule Graubünden.

 

Foto von Alessio Soggetti auf Unsplash

Datum: 14.03.2024