TTR: Wie kam es zu der Idee von Matty?
Georg Foidl: Ich bin gelernter Koch und habe mich später beruflich neu orientiert. Da ich immer gerne mit anderen Menschen in Kontakt getreten bin, war für mich eine Aufgabe im Vertrieb naheliegend. So startete ich 2015 bei einem Tiroler Unternehmen mit neuen Aufgaben in der IT und Softwarebranche.
Unsere Zielgruppe war damals wie heute, die 3, 4 und 5 Sterne Hotellerie in der DACH Region. Als Gebietsleiter für Teile Österreichs und der Schweiz hatte ich die großartige Gelegenheit in den schönsten Hotels der Alpen tätig zu sein. So kam es, dass ich immer wieder dasselbe Thema mitbekommen habe und alle, die meinen Background als gelernten Koch kannten, stellten mir Woche für Woche dieselbe Frage: „Du Georg, weißt keinen Koch für mich? Wir bekommen keinen!“. Da habe ich gedacht, warum bietet denn niemand den Hotels verschiedene Menüs an?
TTR: An wen richtet sich Matty und wie kann es konkret genutzt werden?
Georg Foidl: Die Grundidee „Matty - Menus are transported to you“ richtete sich vorwiegend an die 3, 4 und 5 Sterne Hotellerie. Bisher decken wir mit unserem Angebot komplett Tirol und Südbayern ab.
Wir stellen den Hotels an zwei bis drei Tagen die Woche Menüs zur Verfügung, oder auch nur jeweils die Vor-, Haupt- oder Nachspeise. In dieser Zeit können sie ihren KöchInnen frei geben, eine geregelte Arbeitswoche anbieten, sowie auch Ausfälle wie Krankenstände besser abfedern. Gute Köche sind immer gefragt, nur bestehen diese zu Recht auch auf ihre Freizeit. Wenn alles zusammenpasst, bleiben sie auch längerfristig im Hotel.
TTR: Welchen Einfluss gab es durch Covid-19?
Georg Foidl: Die Corona Pandemie hatte auf uns einen großen Einfluss! Wir haben im Jänner 2020 unser Unternehmen gegründet und wollten im August 2020 mit unserer Produktion starten. Durch diese Situation wurden unser Businessplan sowie die Finanzierung auf die Probe gestellt. Letztendlich konnten wir trotz einiger Herausforderungen unseren Betrieb im Dezember 2020 aufnehmen.
Jetzt hatten wir eine großartige Küche, die trotzdem nichts produzieren konnte, weil alle Hotels geschlossen waren. Wir haben uns die Frage gestellt: Was machen wir nun mit der damals modernsten Großküche Österreichs? Dann kam uns die Idee, gesundes, leckeres Essen für Beschäftigte aus den unterschiedlichsten Bereichen herzustellen. Im März 2021 wurden die ersten Essen für Betriebe ausgeliefert. Von anfangs 3-Mann-Firmen, sind es jetzt Unternehmen mit bis zu 600 Beschäftigten. Der Start war endlich geglückt.
TTR: Wie sieht die erste Bilanz aus? Was hat man gelernt?
Georg Foidl: Wenn wir eine erste Bilanz aus den vergangenen Monaten ziehen, dann, dass wir auf dem richtigen Weg sind! Der Fachkräftemangel zieht sich wie ein roter Faden durch die heimische Wirtschaft. Wir bemerken ihn als Tourismusland Nr. 1 in der Hotellerie und Gastronomie jeden Tag, und noch ist keine Besserung in Sicht. Auch in Italien und der Schweiz ist das Thema allgegenwärtig. So wurden bereits auch erste Kontakte zu unseren Nachbarn geknüpft.
Wir haben vor allem gelernt, dass es meist nicht so kommt wie geplant, Businesspläne zwar schön und gut sind, jedoch auch nur auf Papier geschrieben sind - und wie wir wissen, ist Papier bekanntlich sehr geduldig!
Außergewöhnliche Zeiten, wie wir sie gerade erleben, fordern Menschen wie Unternehmen gleichermaßen, jedoch können auch ganz neue Chancen und Zweige entstehen. So versorgen wir nicht nur die Tiroler Hotellerie-Betriebe sowie Büros und Werkstätten mit unseren Speisen, auch Kindergärten und Sozialzentren werden heute von uns verköstigt. Das wäre ohne diese Pandemie vermutlich so nie umgesetzt worden.
TTR: Was wird für die Zukunft erwartet? Sind weitere Schritte geplant?
Georg Foidl: Schon seit einigen Jahren kann man gut beobachten, dass das Bewusstsein der einheimischen Bevölkerung sowie der Gäste für Nachhaltigkeit, gesunde Ernährung und vor allem Regionalität wieder zunimmt. Fertigpackungen maschinell im Ausland gefertigt geht es schön langsam an den Kragen. Ob in der Spitzenküche oder in den Tiefkühlregalen zuhause. So setzten wir auch in Zukunft auf Lebensmittel aus der Alpenregion, Handarbeit und unsere starken Partner vor Ort, die uns Tag für Tag unterstützten.
Wir werden uns noch stärker auf den Bereich Digitalisierung konzentrieren. Bereits heute verlassen wir uns im Einkauf, der Planung, Produktion sowie Logistik stark auf unsere Softwarelösungen. Der nächste Schritt ist es, Wetterdaten sowie Veranstaltungsdaten aus den Regionen zu verwerten, um das Bestellverhalten unserer Kunden noch besser zu verstehen. So wird unter anderem effizienter eingekauft und auch das Verschwenden von Lebensmittel auf ein Minimum reduziert.
Andere Betriebe mit Küchen könnten in Zukunft davon profitieren. Wir planen unsere Software auch außerhalb des direkten Matty-Kundenkreises anzubieten. Die Digitalisierung in unseren Tiroler Küchen kommt zwar allmählich an, jedoch besteht hier noch einiges an Aufholbedarf!
Georg Foidl, Geschäftsführender Gesellschafter
Die Matty GmbH wurde im Jahr 2020 gegründet. Geschäftsführender Gesellschafter Georg Foidl verfügt auf Grund seiner abgeschlossenen Ausbildung als Koch und seiner langjährigen Tätigkeit in der Hotellerie und Gastronomie über umfassende Fachkenntnisse. Im Jahr 2022 gewinnt das Unternehmen den Tiroler Innovationspreis in der Kategorie "Dienstleistungsinnovationen".
Bildnachweis: Matty GmbH
Datum: 29.03.22