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Künstliche Intelligenz im Tourismus

Wie gelingt verantwortungsvoller Umgang mit KI?
KI
Alexander Fritsch und Holger Sigmund von "Tourismuspartner" sprechen mit uns darüber, welche Rolle KI derzeit im Tourismus spielt.

TTR: KI ist derzeit in aller Munde. Seht ihr Künstliche Intelligenz als Fluch oder Segen? Wo kann uns die KI unterstützen und wo seht ihr ihre Grenzen?

Alexander Fritsch: Künstliche Intelligenz (KI) birgt ein enormes Potenzial und gleichzeitig Herausforderungen für die Tourismusbranche. Einerseits bietet sie erhebliche Vorteile durch die Automatisierung von Prozessen, die Verbesserung des Kundenservice und die Bereitstellung maßgeschneiderter Empfehlungen. Beispielsweise können Chatbots Kundenanfragen effizient bearbeiten und Buchungssysteme mittels vorausschauender Analysen dynamische Preisanpassungen vornehmen. KI kann auch helfen, Betriebsabläufe zu optimieren und somit Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Auf der anderen Seite stehen Risiken wie die Ausgabe fehlerhafter Informationen und datenschutzrechtliche Bedenken. Es ist essentiell, dass Unternehmen ihre Mitarbeitenden im kompetenten Umgang mit KI sensibilisieren, um eine verantwortungsvolle Anwendung sicherzustellen.

TTR: Responsible KI - was bedeutet das genau?

Holger Sigmund: Responsible KI bedeutet eben genau darauf zu achten, dass Künstliche Intelligenz ethisch und fair, transparent, sicher, nachhaltig, verantwortungsvoll und inklusiv entwickelt und eingesetzt wird. Ethisch und fair bezieht sich insbesondere auf Arbeitsbedingungen und Löhne in der Programmierung und beim Training von KI-Systemen selbst. Transparenz und Sicherheit z.B. in Bezug auf Datenschutz und möglichem Missbrauch. Nachhaltig auf den durch die enorme Rechenleistung hinter KI-Anfragen stehenden hohen Energie- und Wasserverbrauch. 

Im Tourismus bietet KI zudem die Möglichkeit, benutzerfreundliche Lösungen zu schaffen, die das Reisen sicherer, angenehmer und nachhaltiger machen. Gute und praktische Beispiele sind der Einsatz in der Besucherlenkung, zur Optimierung des Fahrtverlaufs (Beschleunigung und Bremsvorgang) im Bahnbetrieb, bei der Steuerung des Luftverkehrs bzw. des Verkehrsflusses auf der Straße (KI-gesteuerte Ampelanlagen) oder bei der Vermeidung von Foodwaste in der Hotellerie und Gastronomie. Denn: KI kann besonders gut Muster erkennen und mit großen Datenmengen effizient und schnell rechnen.

KI mountain world

 

TTR: Wie seht ihr die Umsetzung der KI im Tourismus im Jahr 2040? Was hat sich bis dahin durchgesetzt und welche Rolle spielt der menschliche Faktor dann noch?

Alexander Fritsch: Die Zukunft lässt sich generell nicht vorhersagen, denn wir alle gemeinsam gestalten sie. In den nächsten Jahren erwarten wir jedoch weitreichende Änderungen in der Branche: Vollständig personalisierte Reiseerlebnisse werden zur Norm, wobei KI individuelle Präferenzen und Bedürfnisse berücksichtigt. Virtuelle Assistenten werden Reisen planen und buchen, während intelligente Systeme den Hotelbetrieb optimieren und Gästekomfort maximieren.

Trotz dieser Fortschritte wird der menschliche Faktor weiterhin eine zentrale Rolle spielen. Die persönliche Interaktion und der menschliche Service bleiben unverzichtbar, insbesondere in Situationen, die Empathie und individuelle Betreuung erfordern. KI wird den Menschen nicht ersetzen, sondern seine Fähigkeiten erweitern und repetitive Aufgaben übernehmen, sodass mehr Zeit für den persönlichen Kontakt bleibt.

Wichtig wird es sein, das Vertrauen der Gäste zu sichern. Daher ist die Weiterbildung von Mitarbeitenden in der Nutzung von KI entscheidend, um die Technologie effektiv zu nutzen. Unsere Empfehlung ist: Unternehmen sollten klein anfangen und konkrete Anwendungsfälle identifizieren, um sich kontinuierlich an die rasante Entwicklung anzupassen.

Alexander Fritsch (li.) & Holger Sigmund

Alexander Fritsch (li.) & Holger Sigmund

Alexander Fritsch

Seit 25 Jahren ist Alexander Fritsch als selbständiger Unternehmensberater und Trainer international tätig. Im Jahr 2010 gründete er zusammen mit Holger Sigmund das Unternehmen "Tourismuspartner", welches sich auf Wissensvermittlung und digitale Transformation im Tourismus fokussiert. Bereits seit 2008 ist Alexander als engagierter Dozent am Institut für Tourismus und Freizeit (ITF) der FH Graubünden tätig. Als Projektleiter für Didaktik und Methodik am Blended Learning Center der FH Graubünden setzt er auf innovative Lehr- und Lernformen und trägt als Fachrat von Graubünden Digital zur digitalen Transformation in Graubünden bei.

Holger Sigmund 

Nach Studium und 25 Jahren Erfahrung in vielen Bereichen des Tourismus, kennt Holger Sigmund die Schnittstellen der Branche aus der Praxis - als Unternehmer, Berater und Projektmanager. Er unterstützt Destinationen, Unternehmen und Organisationen bei der regenerativen und digitalen Transformation. Zusammen mit Alexander Fritsch gründete er 2010 „Tourismuspartner“. Von 2010 bis 2020 war er außerdem geschäftsführender Gesellschafter eines Dornbirner Reiseveranstalters und seit 2021 ist er Mitgestalter bei „Tourism Impact“ für eine nachhaltige Entwicklung der Branche.

 

Datum: 19.08.24

Bildnachweis: Chat-GPT (Holger Sigmund)