Mit einer Mischungs aus Video-Konferenzen, Vor-Ort Diskussionen und einem Mix aus Offline- & Online-Session konnte trotz der Corona-Sicherheitmaßnahmen und den weltweiten Reiseeinschränkung internationaler Austausch rund um aktuelle Tourismusforschung stattfinden.
Keynotes rund um Big Data, Covid-19 und die Zukunft des Tourismus
Rund acht Keynote-Speaker aus der Wissenschaft und der Tourismusindustrie teilten live vor Ort oder via Zoom ihre Forschung, Studien und Einschätzung der aktuellen Corona-Krise und diskutierten gemeinsam mit den KonferenzteilnehmerInnen mögliche Strategien, wie Destinationen und Stakeholder auf diese Krise (mit oder ohne der Hilfe von smarten Systemen) reagieren können. Den Auftakt macht Harald Pechlaner (Profesoor für Tourismus an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt) mit seinen Gedanken zu Smart Cities, Surveillance Capitalism und der Zukunft von Datengenerierung und Nutzung in Smart Destination. Es folgen weitere Keynotes, wie u.a. Barbara Neuhofers (Professorin und Head of Experience Design an der FH Salzburg) Appell für transformative Erlebnisse, die über den Moment hinausgehen, Olivier Henry-Biabauds (Gründer der TCI Research) semantischen Analysen für Destination Brands, Jonathan Gómez Punzóns (International Liaison Officer der UNWTO) Diskussion über smarte Technologien und deren Einsatz in der Corona-Krise in Spanien. Mit dem drastischen Statement "We are at war, and we have two million casualities by now" betont Prof. Dimitrios Buhalis in der letzten Keynote der Konferenz die Ernsthaftigkeit und die Auswirkung der aktuellen Krise, appelliert jedoch zeitgleich auch an die Tourismuswirtschaft, ihre Solidarität mit Gästen, aber auch mit der Gesellschaft ganz allgemein zu stärken.
MCI Tourismus goes TTRA - Unsere Forschung
Meine Kollegen Janosch, Philipp und ich konnten bei der TTRA aktuelle Erkenntnisse und Ergebnisse aus unserer Forschungstätigkeit am MCI präsentieren.
Philipp Wegerer präsentierte eine Studie zum Thema lokale Authentizität in der Tiroler Hotellerie. Wie können Tiroler Hotels eine authentische lokale Urlaubserfahrung für ihre Gäste gestalten? Gemeinsam mit seiner Co-Autorin Tanja Petry zeigt er, dass lokale Authentizität ein zentrales strategisches Ziel für die untersuchten Betriebe ist. Gleichzeitig werden aber wenig konkrete strategische Überlegungen angestellt, wie Authentiztät im Dienstleistungsbereich gestaltet werden kann. Für eine erfolgreiche Umsetzung ist es notwendig, sich von einem rein objektbasierten Verständnis von lokaler Authentizität zu lösen und Authentizität als eine Interaktionsqualität zu verstehen. Durch dieses neue Verständnis kann auch die Rolle der ServicemitarbeiterInnen langfristig aufgewertet werden.
Gemeinsam mit Bernd F. Reitsamer von der Universität Innsbruck widmete sich Janosch Untersteiner dem Thema „Wettbewerbsfähigkeit von Destinationen“. Im Rahmen einer Befragung von rund 2.250 Sommer- und Wintergästen wurde die Attraktivität der 34 Tiroler Tourismusverbänden anhand von Wettbewerbsattributenbewertet. Ziel der Untersuchung war herauszufinden, inwieweit sich einzelne Attribute dabei auf die Loyalität (und damit die Weiterempfehlungsbereitschaft) auswirkt und welche moderierende Rolle Saisonalität und Besuchshäufigkeit einnehmen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich insbesondere natürliche Ressourcen, die Vielfalt von Aktivitäten und Einkaufsmöglichkeiten positiv auf die Weiterempfehlungsbereitschaft auswirken. In der Sommersaison begünstigen besonders natürliche Ressourcen die Loyalität der Gäste, während im Winter Unterhaltungselemente im Vordergrund stehen. Wiederkehrende Gäste schätzen Einkaufsmöglichkeiten, Unterhaltung und Aktivitäten und zeigen bei allen drei Einflussfaktoren eine stärkere Weiterempfehlungsabsicht. Destinationsverantwortliche sollten daher bei ihrer Kommunikation und dem Produktangebot für den Sommer weitgehend auf ihre natürlichen Ressourcen setzen und sich im Winter vor allem auf ein breites Unterhaltungsangebot konzentrieren. Ganzjährig sollte für ein vielfältiges Angebot an Aktivitäten gesorgt werden, da dies sowohl von Erst- als auch von Wiederholungsbesuchern geschätzt wird und sich positiv auf die Weiterempfehlungsbereitschaft auswirkt.
Gleich am zweiten Konferenztag hatte ich ebenfalls die Möglichkeit, ein gemeinsames Forschungsprojekt mit Janosch Untersteiner zum Thema "Snow as non-human actor and its implication for winter tourism" zu präsentieren. Hier zeigen wir mit dem Bezug auf den Akteur-Netzwerk-Ansatz und CCO (Communicative Constitution of Organization)-Theory, dass wir Schnee nicht nur als Resource und als Werkzeug verstehen können. Schnee als aktiver Akteur im Tiroler Wintertourismus gestaltet Strategien, Organisationen und Arbeitspraktiken mit und steht selbst im Spannungsfeld zwischen Natürlichkeit und Technologie, zwischen Winterwunderland und Schneekanone. Einen Einblick in die interaktive Präsentation gibt es hier.
Nachwuchsforschung - PhD Day und "Publish or perish" Workshop mit Sascha Kraus und Scott McCabe
Bereits vor der offiziellen Konferenzeröffnung am Montag wurde im Rahmen des PhD Research Colloquiums spannende Forschung on-site und on-line präsentiert. Studierende von sieben verschiedenen Universität von Mexico über Österreich bis Pakistan hatten die Gelegenheit, ihre PhD-Projekte vorzustellen und mit Mike Peters, Birgit Pikkematt und Andreas Kallmünzer zu diskutieren und weiterzuentwickeln. Am Mittwoch folgte mit dem Workshop "Publish or Perish" weiterer, wertvoller Input für Nachwuchsforscher. Sascha Kraus (Professor für Management an der Freien Universität Bozen-Bolzano) und Scott McCabe (Professor für Marketing und Tourismus an der Nottingham University Business School) teilten ihre Tipps für junge ForscherInnen, wie man erfolgreich publiziert, wie Journal-Editors arbeiten und wie man auch auf Rückschläge reagieren kann.
Einen Rückblick auf das detaillierte Konferenzprogramm und die TTRA 2020 European Chapter gibt es auf dieser Website, weitere Informationen zu den TTRA Konferenzen rund um den Globus gibt es hier.
Monica Nadegger MA
Nach dem Bachelorstudium „Journalismus und PR“ an der FH Joanneum in Graz und dem Master in „Sport-, Kultur- und Veranstaltungsmanagement“ an der FH Kufstein startete Monica Nadegger Ende 2018 am MCI Tourismus und zeitgleich das PhD Studium Management an der Universität Innsbruck. Nach knapp 4 Jahren im Online-Marketing beim TVB Innsbruck als Leiterin des Blog-Redaktionsteams und Social Media Manager und als Mitglied des Doktoratskollegs „Organizing the Digital“ vereint sie am TTR ihr Interesse für Wissenschaft, Tourismus und digitale Kommunikation.
„Als Wissenschaftsplattform für den Tiroler Tourismus schafft ttr.tirol nicht nur eine Schnittstelle für Wissenschaft und Praxis, sondern versucht, Daten und Inhalte aufzubereiten und verständlich und ansprechend darzustellen."
Im TTR Team seit: Anfang 2018
Zuständig für: Content Strategie und Produktion, Website, Social Media
Janosch Untersteiner MA
Janosch Untersteiner hat im Jahr 2002 den 2-jährigen Lehrgang zur “Diplomierten Fachkraft für das Hotel- und Tourismusmanagement” besucht. Nach mehrjähriger Berufserfahrung absolvierte er das Bachelor- und Masterstudium am MCI Tourismus. Seit 2013 ist Janosch wissenschaftlicher Mitarbeiter am MCI Tourismus.
“Der ttr.tirol ist eine spannende Online-Plattform, die touristisches Expertenwissen einfach und übersichtlich für die touristische Praxis aufbereitet. Mein Ziel ist es, komplexe statistische Daten flexibel, einfach und übersichtlich aufzubereiten und in Zusammenhang mit aktuellen Entwicklungen zu setzen.”
Im TTR Team seit: Februar 2013
Zuständig für: Strategie & Konzeption, Tourismusforschung, Destination Performance