Geschäftsführer Martin Lechner erzählt uns, wie das Projekt entstanden ist und zieht trotz Pandemie eine positive Bilanz nach der ersten Saison.
TTR: Wie kam es zu dem Projekt BrauKunstHaus?
Martin Lechner: Meine Frau und ich haben nach einem mehrjährigen Auslandsaufenthalt im Jahr 2000 die Führung der Brauerei übernommen. Es war uns von Beginn an ein Anliegen die Brauerei für BesucherInnen zu öffnen, um Einheimischen und Gästen die spezielle Art und Weise unserer Bierherstellung zu zeigen. Wir entwickelten auch schon Pläne für den damaligen Standort im Ortszentrum von Zell am Ziller. Es hat sich aber dann herausgestellt, dass es aus platztechnischen Gründen sinnvoller ist, die Brauerei an den Ortsrand, wo bereits seit 1994 die Logistik ausgesiedelt war, zu verlegen. Um uns als Familienbetrieb damit aber nicht zu übernehmen, setzten wir die Umsiedelung in mehreren Schritten von 2009-2019 um. Dabei wurden von Anfang an die Flächen für das BrauKunstHaus mitgedacht.
TTR: Das ist ein langer Weg. Inwiefern prägt das das BrauKunstHaus?
Martin Lechner: Wir haben uns in dieser langen Phase bis zur konkreten Konzeption der Ausstellung sehr viel angesehen und dadurch auch exakte Vorstellungen entwickelt, wie verschiedene Themen inszeniert werden könnten und sollten. Deshalb mussten wir auch aufpassen die beteiligten KünstlerInnen, ArchitektInnen und ErlebnisinszeniererInnen nicht zu sehr zu beeinflussen und dennoch unseren Anspruch und die Erwartungen deutlich zu machen. Das hat zu einem intensiven und nicht immer reibungsarmen Prozess geführt, auf dessen Ergebnis aber alle Beteiligten und vor allem wir selbst stolz sind.
TTR: Hat Sie dabei nie die Energie verlassen? Was ist die Motivation einen so langen Prozess durchzustehen?
Martin Lechner: Hier spielen sicher mehrere Motivationsfaktoren eine Rolle, aber einer ist zentral: Seit inzwischen 16 Generationen stellen wir als Familie hier in Tirol einzigartigen und authentischen Trinkgenuss her. Darauf sind wir stolz. Anders als bei großen Konzernen spielt in unserem Familienbetrieb Philosophie und Leidenschaft eine große Rolle. Das fängt bei 100% natürlichen Zutaten aus Österreich an. Intensive Partnerschaften mit heimischen Landwirten, teilweise bereits über Generationen, garantieren uns höchste Qualität aus heimischem Anbau. Diese Schätze der Natur verarbeiten wir dann auf moderne und besonders schonende Art und Weise zu feinsten sortentypischen Bierspezialitäten mit einem unverwechselbaren Charakter. Und weil wir und auch nachfolgende Generationen nur aus einer intakten Natur die Rohstoffe beziehen können, die wir benötigen, setzen wir zahlreiche Maßnahmen, um unseren ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten. Für uns ist dieses Denken über Generationen zwar eine Selbstverständlichkeit, dennoch sind wir stolz darauf und möchten das Besucher:innen auch vermitteln.
TTR: Natürlichkeit spielt demnach eine zentrale Rolle in der Ausstellung. Was erwartet Besucher:innen sonst noch?
Martin Lechner: In erster Linie gute Unterhaltung. Wir haben bereits in der Konzeption den Begriff „Museum“ aus unserem Vokabular gestrichen. Im BrauKunstHaus werden verschiedenste Inhalte auf einem interaktiven Rundgang unterhaltsam vermittelt. So finden sich beispielsweise in der gesamten Ausstellung immer wieder Ahnen, die dem Besucher auf unkonventionelle Weise in die Familiengeschichte einweihen. Neben einer Inszenierung der besonderen Rohstoffe, die wir zum Brauen verwenden, dem Brauprozess und unserer Philosophie zu brauen, ist ein großer Teil der Ausstellung aber auch der Region mit ihren vielen Facetten wie Gauder Fest, Almwirtschaft, Musik und Mentalität gewidmet. Unsere Bierspezialitäten sind seit mehr als 500 Jahren Teil der Region und ihrer Identität. Genauso prägt die Region, in der wir leben unsere Bierspezialitäten. Das schmeckt man am Ende der Ausstellung auch im Bräustüberl, wo man dann „koschtn“ kann, worum sich das BrauKunstHaus dreht. Feinste Tiroler Bierkultur.
TTR: Nun war der Start im Juli 2020 aufgrund der Corona Situation kein leichter. Wie fällt die eine erste Zwischenbilanz aus und wie waren die Reaktionen der Besucher:innen?
Martin Lechner: Wir sind mit den Besucherzahlen situationsbedingt zufrieden. Trotz der schwierigen Lage im Tourismus durften wir zumindest bis Oktober viele Gäste und Einheimische begrüßen und konnten uns so ein gutes Bild davon verschaffen, wie das BrauKunstHaus bei BesucherInnen ankommt. Wir haben bereits im Vorfeld vermutet, dass es uns gelingt die BesucherInnen zu unterhalten, weil wir sehr viel Energie und Leidenschaft in dieses Projekt gesteckt haben. Die ausschließlich positiven Rückmeldungen haben uns dann aber doch überrascht. Wir haben es geschafft die Menschen zu überraschen und ihnen mehr zu bieten, als sie sich vorgestellt haben. Nach einer wiederum langen Zwangspause sind wir froh wieder offen zu haben und hoffen nun ohne Unterbrechungen BesucherInnen bei uns im BrauKunstHaus begeistern zu dürfen.
Hier gibt es einen Einblick in die 5000qm große Ausstellungsfläche:
Martin Lechner
Zusammen mit seiner Frau Mag. Eva-Maria Lechner führt Martin Lechner die Brauerei Zillertal Bier in 16. Generation. Mit ca. 65 MitarbeiterInnen braut der Familienbetrieb rund 70.000hl Bier und vertreibt neben den eigenen Bierspezialitäten und Fruchtsäften, internationalen Bieren und alkoholfreien Markengetränken auch ein attraktives und vielseitiges Wein- und Spirituosensortiment in ganz Tirol.
Titelbild und weitere Bilder zur Verfügung gestellt von Zillertal Bier
Datum: 15.06.2021