achensee.literatour

TTR: Wie kam es zur Veranstaltungsreihe vor über 10 Jahren?

Martin Tschoner: Damals spielten wir mit dem Gedanken, wie wir unser Betätigungsfeld über das klassische Marketing und bestehende Zielgruppen hinaus erweitern könnten. Die Frage war, wie wir den Achensee auch in andere Zeitungsrubriken bringen könnten. Da der Achensee einerseits eine literarische Vergangenheit mit z.B. Karl May hat und ich auch selbst gerne lese, entstand gemeinsam mit Stefan Kröll von der Promedia bei einem Glas Wein die Idee eines Literaturfestival am Achensee. Solche gab es damals bereits wie Sand am Meer, jedoch zumeist in Städten. Wir wollten hingegen erstmals ein Literaturfestival in eine Ferienregion bringen und Lesungen an besonderen sowie unterschiedlichen Plätzen anbieten. Dies reicht vom Schiff über den Besinnungsweg hin zum Stadl, dem Widum oder eben dem Hotel.

TTR: Wie hat sich die achensee.literatour in den letzen 10 Jahren entwickelt?

Martin Tschoner: Am Anfang haben einige diese Idee sehr kritisch beäugt. Wir haben zu Beginn klein gestartet und es brauchte ein paar Jahre, bis sich das Format etabliert hat. Es gibt bestimmt einfachere Veranstaltungen und man braucht einen längeren Atem. Inzwischen hat sich das Festival aber verselbständigt. Mit Sabine Frühauf-Aigner von der Promedia als Partner haben wir hier eine sehr engagierte Person, die diese Veranstaltungsreihe mit viel Herzblut vorantreibt. Wir hatten dann ja auch Bernhard Aichner als lokalen Autor mit an Bord. Diese gute Beziehung konnten wir beibehalten und er fungiert jetzt quasi als Schirmherr der Veranstaltung. Zwei Jahre nach der Premierenveranstaltung kam dann auch die Krimiwanderung mit eigens für die Wanderung geschriebenen Kurzkrimis hinzu, die am Achensee psielen. Diese haben wir zum 10-Jährigen Jubiläum letztes Jahre als Buch herausgebracht.

TTR: Was bringt die achensee.literatour dem Tourismusverband?

Martin Tschoner: Da die Veranstaltung gefühlsmäßig eher Einheimische als Gäste anspricht, bringt sie nicht extrem viele zusätzliche Nächtigungen. Wir haben auch keine große Marketingmaschine dahinter, sondern verbreiten die Veranstaltung über unsere eigenen Kanäle. Viel wichtiger war es uns jedoch, dass wir hier ein einzigartiges Format erschaffen, dass zu uns passt, zum Naturpark Karwendel und ein nachhaltiges Konzept darstellt. Trotz intensivem Tourismus setzen wir klar nicht auf Partytourismus oder Après-Ski, sollen bieten qualitätsvolle Hotellerie und Beherbergung. Dazu passt das achensee.literatour optimal.

Während wir zu Beginn noch nach AutorInnen suchen mussten, melden sich inzwischen diese aktiv bei uns. Das allein ist für uns bereits ein voller Erfolg. Wir haben uns in der Szene inzwischen einen Namen gemacht und schaffen einen informellen Austausch in einem besonderen Rahmen. Inzwischen lesen Preisträger von verschiedenen Buchpreisen bei uns. Und es ist einfach spannender, einer Lesung an einem besonderen Ort lauschen zu dürfen als nur in einer Buchhandlung.

TTR: Was erwartet die Besucher bei der 11. Ausgabe des Festivals im Mai?

Martin Tschoner: Wie jedes Jahr bieten wir eine breite Vielfalt an Literatur in speziellem Ambiente. Eröffnen werden das Festival am Donnerstag Michael Köhlmeier und Monika Helfer im Hotel Entners am See. Zudem wird der in Berlin lebenden Osstirolerin Angela Lehner das HAYMON achensee.literatour Stipendiums 2022 verliehen, die am Folgetag aus ihrem Roman „2001“ lesen wird. Auch unser Schirmherr Bernhard Aichner wird in einer alten Tenne im Fischergut in Pertisau lesen. Es folgen weitere Veranstaltungen am Berg, im Alten Widum in Achenkirch und den Abschluss bildet die Krimiwanderung am Dien-Mut Weg in Pertisau.